Meine Tochter Constanze, geboren 1995, schreibt seit ihrem zwölften Lebensjahr Geschichten.

Sie hat nun auch schon 4 Bücher geschrieben und veröffentlicht, 3  selber, dann wurde ein Verlag auf sie aufmerksam und fragte sie an, ein viertes Buch zu schreiben, welches auch bereits veröffentlicht wurde.

Die Bücher sind in meiner anderen Homepage

https://natur-und-tierwelten.jimdofree.com/meiner-%C3%A4ltesten-tochter-gewidmet/

aufzurufen.

 

 

 

 

 

 

Nach dem Tod unseres Hovawartes Clint, der mit 3 Jahren einem Giftleger zum Opfer fiel, schrieb sie diese ergreifenden Worte:

 

Abschied

 

Ein letzter Morgen.
Der Himmel ist klar. Erste Strahlen streckt die aufgehende Sonne über den Horizont. Hell ist das Licht. Golden legt es sich weich auf Blätter, Bäume und Dächer. Sanft kitzelt es meine Haut. Wie eine Hoffnung bringende Welle überflutet es die Erde. Treibt die letzte Dunkelheit aus den finstersten Winkeln – doch nicht aus meinem Herzen.
Ein letzter Morgen.
Ein letzter Blick.
Der Himmel ist klar. Ein roter Feuerball erscheint in der Ferne und löst sich langsam vom Horizont. Unaufhaltsam steigt die Sonne höher. Höher an einem Himmel, der sich in ein Meer aus Farben verwandelt hat – das jedoch meine Augen nicht fängt.
Ein letzter Morgen.
Ein letzter Blick.
Ein letzter Abschied.
Unter dem orangenen Dach, das von zartem Rosa und feurigem Rot durchzogen ist, und das sich schützend über die Erde wölbt, begrüßen die Vögel singend den neuen Tag – jedoch dringt ihr Gesang nicht an meine Ohren.
Ein letzter Morgen.
Ein letzter Blick.
Ein letzter Blick in diese tiefen, dunklen Augen. Jene unbeschreiblich sanften Augen, die stets so liebevoll blickten, so treu und hoffnungsfroh. So voller Lebensfreude. Die Augen, die mir so viel bedeuten. Augen, in die ich immer schaute. Tag für Tag. Augen, die in mein Leben gehörten.
Ein letzter Blick.
Ein letzter Blick in jene Augen, die nun nicht mehr sind, was sie einst waren. Trübe blicken sie mich an – wie aus weiter Ferne. Schwach und zerschlagen sind sie. Verwirrt schauen sie, verständnislos – verloren.
Ein letzter Morgen.
Es wird heller. Das rote Licht schwindet – wie das Leben in den geliebten Augen. Die Sonne steigt höher – wie die Seele des Verlorenen.
Ein letzter Blick.
In ihnen sehe ich jetzt alles, was ich so lange noch nicht sah. In ihnen sehe ich eine Zeit, die nun vorüber ist - unumkehrbar. In ihnen sehe ich, was ich verliere. Jetzt erst weiß ich, was ich an ihnen hatte. Aber jetzt ist es zu spät.
Ein letzter Abschied.
Ich blicke in diese Augen. Ich weiß, es ist das letzte Mal. Trauer überflutet mich, wie zuvor das Licht der Sonne die Erde. Aber ich kann den Blick nicht abwenden, will festhalten, was ich so sehr liebe. Aber ich weiß, ich habe keine Wahl.
Ein letzter Morgen.
Ein letzter Abschied.
Ich lasse los.
Ein allerletzter Blick in jene geliebten Augen, die dunkler werden. In diese Augen, die sich zu schließen beginnen. In Augen, deren Blick sich ins Leere kehrt. Augen, die mir noch sagen:
Ich hab‘ dich lieb.

© Constanze Ambaum

 

Strandspaziergang

 

Ich setzte einen Fuß vor den anderen, der Sand ist weich und nass, angenehm unter meinen nackten Füßen. Immer wieder spülen Wellen an den Strand, plätschern um meine Fußgelenke, verwischen meine Spuren und ziehen sich wieder zurück ins Meer. Es ist, als versuchten die Wellen immer weiter zu kommen, den Strand hinauf zu kriechen und das Wasser zu verlassen. Doch sie schaffen es nicht, sie können das Wasser nicht verlassen und geben dennoch niemals auf.

 

Ich gehe weiter, langsam, lautlos. Der Himmel färbt sich rosa, die Sonne senkt sich dem Horizont entgegen, streckt ihre Strahlen nach ihm aus.

 

An einigen Stellen ragen Felsen aus dem Wasser, werden immer wieder von Wellen überspült. Zahlreiche Muscheln liegen am Strand, mit ihren sanften Rundungen, schillernd im Licht der untergehenden Abendsonne. Sie sind schön, ich sehe sie mir genau an, aber ich bücke mich nicht einmal nach den Schönsten von ihnen.

 

Ich bleibe stehen, drehe mich zum Wasser, das endlose Wasser, in dem sich die Sonne spiegelt. Der Himmel ist orange, ein paar schwarze Vögel fliegen davor, aber sie geben keinen Ton von sich. Die Sonne berührt jetzt das Wasser, geht langsam darin unter. Ich bin ganz still, lausche dem Rauschen der Wellen, atme tief den Salzgeruch und schmecke das Salz auf den Lippen, sehe zu, wie das Wasser immer dunkler wird. Einzelne Sterne stehen jetzt am Himmel und eine dünne Mondsichel, die kaum Licht spenden wird.

 

Ich vergesse die Zeit, ich bin glücklich. Ich bin alleine in diesem Paradies aus Mond, Sternen und dem plätschernden Rauschen des Meeres. Und ich versuche den traurigen Gedanken zu vergessen, versuche nicht daran zu denken, dass morgen all die Touristen wieder kommen und dieses Paradies zunichtemachen werden.

© Constanze Ambaum

 

 

Noch zwei Leseproben aus ihren Romanen:

 

Sternen-Wölfe

 

Kapitel 1

 

Welpen in der Nacht

 

Es war eine warme, sternenklare Nacht. Ein leichter Wind rauschte durch die Blätter, ließ die Bäume geheimnisvolle Worte flüstern. Der Vollmond schien hell auf die kleine Lichtung, die still und verlassen mitten im großen Wald lag.
Eine tiefschwarze Wölfin erschien am Rande der Bäume, vergewisserte sich vorsichtig, ob alles in Ordnung war. Dann betrat sie die Lichtung, im Maul trug sie ein kleines, wuscheliges Bündel. Sanft legte sie es in die Mitte der Lichtung und leckte es zärtlich. Dann kuschelte sie sich an den Welpen und starrte abwesend zwischen die Bäume.
Eine zweite Wölfin kam auf die Lichtung, ihr Fell glänzte silbern im Schein des Mondes. Auch sie trug einen Welpen im Maul. Wortlos legte sie ihn neben den anderen und ließ sich dann selbst nieder.
Eine Weile verharrten sie so, regungslos, schweigend. Dann leckten sie ihre Welpen ein letztes Mal und erhoben sich.
Und dann verschwanden sie zwischen den Bäumen, ohne sich noch einmal um zu drehen.
Ihre Welpen ließen sie alleine zurück.


Sie blickten ihren Müttern nach, verstanden nicht, warum sie sie verließen, wollten es nicht verstehen. Sie wollten dass sie zurück kamen und sie holten.
Langsam stieg der Mond immer höher an den Himmel, aber ihre Mütter kamen nicht zurück.
Navali drängte sich eng an Kiro, war froh, dass wenigstens er noch bei ihr war.
Ein Schatten fiel auf die Lichtung, als dichte Wolken sich vor den Mond schoben. Ein Blitz zuckte am Himmel, dann ertönte ein Donner.
Und dann begann es heftig zu regnen.
Winselnd rückten Navali und Kiro noch näher aneinander.
Der Regen drang kalt und hart durch ihr Baby-Fell. Sie bebten vor Kälte, wünschten sich nichts mehr als jetzt in der der Höhle ihrer Mütter zu liegen, in deren warmes Bauchfell gekuschelt, die Milch trinken.
Stattdessen befanden sie sich verlassen im Wald, mitten im eiskalten Regen. Die Blitze leuchteten am Himmel, der Donner dröhnte immer wieder.
Schließlich hielt Navali es nicht mehr länger aus, sie wollte fort. Sie hob den Kopf zum Himmel und jaulte so laut sie konnte.
Und Kiro fiel in ihr Jaulen ein.
Plötzlich drang das Knacken eines Zweiges durch den dichten Regenvorhang zu ihnen.
Sofort verstummten die Welpen.
Jetzt zitterten sie nicht nur vor Kälte, sondern auch vor Angst, als ein Schatten die Lichtung betrat und direkt auf sie zu kam.
Kiro und Navali wollten weg laufen, aber sie wagten nicht, sich zu bewegen und ihre Beine waren taub vor Kälte.
Langsam, mit ruhigen Schritten kam der Schatten näher. Nur ein paar Schritte trennten sie noch voneinander.
Und erst jetzt erkannten sie, dass es eine Wölfin war. Ihr graues Fell war ebenfalls durchnässt, aber es schützte sie besser, als das Baby-Fell der Welpen.
„Habt keine Angst“, sagte sie mit ruhiger, sanfter Stimme „Alles wird gut.“
Sie kam vorsichtig näher, die Welpen drückten sich näher aneinander. Aber dann verloren die Welpen ihre Angst, als die Wölfin sie liebevoll leckte.
Der Donner wurde leiser, aber es regnete immer noch.
Die Wölfin packte die Kleinen am Nackenfell und trug sie durch den Regen, immer tiefer in die nördlichen Wälder.
Sie blickte sich noch einmal nach allen Seiten um, bevor sie eine Lichtung betrat. Dann kroch sie mit ihren Findlingen in ein Erdloch, das in einer Höhle endete, und legte sie auf ein weiches Moos-Bett. Anschließend begann sie, sie trocken zu lecken.
Fast waren die Welpen eingeschlafen, wurden aber wieder hellwach, als ein großer, dunkel grauer Wolf in die Höhle gestürmt kam.
„Mali!“, herrschte er sie an „Das kannst du nicht machen!“
„Was kann ich nicht machen?“, fragte die Wölfin
„Du weißt genau wovon ich spreche!“, erwiderte er wütend.
Mali sprang auf.
„Rede in diesem Ton nicht mit mir!“, zischte sie scharf.
Der Wolf atmete tief durch und versuchte dann etwas ruhiger zu sprechen:
„Du hättest sie im Wald lassen sollen!“
Dabei blickte er ihr tief in die Augen. Aber sie starrte zurück bis er unterlegen den Blick senkte.
„Wieso?“, fragte sie dann, ihre Stimme war eiskalt und sie hatte den Blick immer noch nicht von ihm abgewandt.
„Du weißt genau, wieso, Mali!“, sagte er und seine Stimme wurde wieder herausfordernd.
„Nein, ich weiß nicht, wieso. Die Welpen sind nicht anders als wir!“
„Du darfst sie nicht behalten!“, sagte er, seine Stimme befehlend, tief, fast nur ein Flüstern.
„Was soll das, Dialo?“, fragte sie, ihre Stimme war plötzlich so mächtig, so voller Wut, dass Dialo sich unterwürfig duckte, als wäre ihm jetzt erst eingefallen, welchen Rang er hatte.
„Ich!“ knurrte sie ihn an, wies ihn zurecht, wie sie es noch nie zuvor getan hatte „Ich bin die Alphawölfin und ich entscheide was ich darf und was ich nicht darf!“
Mit zornigen Augen blickte sie auf ihn nieder.
„Geh jetzt!“, bellte sie, ihre Stimme immer noch eiskalt.
Regungslos blieb sie stehen, als Dialo aus ihrem Bau schlich, unterwürfig geduckt, den Schwanz eingezogen.
Dann wandte sie sich wieder den Welpen zu, die sich verängstigt in eine Ecke gedrängt hatten.
„Alles gut“, beruhigte Mali sie und ihre Stimme war jetzt weich und sanft.
Sie legte sich wieder hin und begann von Neuem, die Welpen zu lecken, so als wäre sie ihre Mutter.
So fühlte sie sich auch, denn sie wusste, dass ihre wirklichen Mütter sie verlassen hatten, verlassen mussten.
Denn sie waren Wölfe aus dem Süden, die in den Norden gekommen waren. Aber die Wölfe aus dem Norden mochten die Wölfe aus dem Süden nicht, das war seit Generationen so.
 Warum, dass wusste niemand.
Aber die beiden Wölfinnen wurden akzeptiert, bis sie Nachwuchs zur Welt brachten. Sie hatten kein Recht darauf gehabt, und außerdem waren sie aus dem Süden. Und noch mehr Süd-Wölfe wurden von dem Rudel nicht geduldet, so dass jede Wölfin am Ende nur noch ein einziges Junges besaß. Sie brachten sie in den Wald, in der Hoffnung, dass ein Rudel sich ihrer erbarmen würde und sie so doch noch ein gutes Leben führen konnten.
Schließlich legte Mali sich auf die Seite. Instinktiv krochen Kiro und Navali an ihren Bauch, suchten die mit Milch gefüllten Zitzen. Mali hob den Kopf und blickte die armseligen Geschöpfe an.
„Tut mir leid“, sagte sie „Aber damit kann ich leider nicht dienen.“
Sie würde sich, so gut sie konnte, um die Welpen kümmern. Ihr war es gleich, dass sie aus dem Süden kamen. Ob sie nun dort lebten oder hier, was machte das denn für einen Unterschied? Sie waren doch auch Wölfe, dieselben Tiere.
Mali lag auf der Seite, die Augen geschlossen und fühlte und liebte es, wie die Welpen an ihr Bauchfell gekuschelt schliefen.
Aber sie machte sich Sorgen, denn insgeheim wusste sie, dass diese Welpen mehr waren, als nur Wölfe aus dem Süden, die das Schicksal sie zu ihr gebracht hatte.

© Constanze Ambaum

 

Himmels-Katzen

 

Kapitel 1

 

Wolke

 

Da waren die Sonnenkatzen, die immer da waren, wenn die Erdenwesen den Himmel blau und sonnig sahen. Dann gab es die Regenkatzen. Immer wenn sie hervorkamen, regnete, hagelte oder schneite es auf der Erde. Die Windkatzen kamen, wenn es windig oder stürmisch war. Und es gab die Wolkenkatzen. Sie kamen mit den Regenkatzen, drohend und dunkel oder alleine und verdeckten die Sonne. Wenn sie aber zusammen mit den Sonnenkatzen kamen, dann waren sie wie dünne weiße Schleier.

 

Wolke war eine Wolkenkatze. Doch nicht nur irgendeine. Denn sie war die Wolkenprinzessin. Eigentlich hätte sie glücklich darüber sein sollen, aber sie war es nicht. So viele Katzen waren um sie herum, doch sie fühlte sich trotzdem einsam. Tag für Tag, Monat für Monat, Jahr für Jahr blickte sie hinunter und beobachtete. Am meisten schaute sie den Schneeleoparden zu und sie wünschte sich nichts mehr, als selber dort unten zu leben.
Das Leben im Himmel war einfach so ereignislos. Nie geschah etwas, immer machten sie nur das gleiche.
„Wolke?“
Die Prinzessin fuhr aus ihren Gedanken hoch und schaute ihrer Mutter in die Augen.
„Alles in Ordnung?“, fragte die Wolkenkönigin.
Wolke wandte schnell den Blick ab, damit ihre Mutter nicht ihre Gedanken erriet, wie sie es so oft tat, wenn sie ihr in die Augen sah.
„Ja“, antwortete sie „Mir geht es gut.“
Ihre Mutter musterte sie besorgt, sagte aber nichts. Sie drückte ihre Schnauze in Wolkes Pelz und sagte dann: ,,Komm! Wir müssen weiter.“
Wolke nickte und gemeinsam schwebten sie zu den anderen Katzen, die schon auf sie warteten, und ließen sich von den Windkatzen treiben. Immer mehr Wolkenkatzen kamen zusammen, und dann schließlich auch die Regenkatzen. Sie ließen dicke Wassertropfen auf die Erde fallen.
Und da, wo vor ein paar Stunden Wolke noch hinuntergesehen hatte, ließen jetzt die Sonnenkatzen den strahlend blauen Himmel warm werden.

Am Nachmittag war Wolke alleine und starrte hinab auf die Erde.
,Wenn ich einen Wunsch frei hätte`, dachte sie ,dann würde ich mir wünschen, dort unten zu leben.`
Aber sie hatte keinen Wunsch frei, auch wenn ihre Mutter ihr so gerne davon erzählt hatte, als Wolke noch klein gewesen war und glücklich mit dem Leben im Himmel. Sie würde wohl immer nur von dem träumen können, was sie sich so sehr wünschte.

© Constanze Ambaum